Gefühlsausdruck, Stimulanz, Ritual

Küssen macht glücklich, küssen macht Spaß. Wer nicht gerade chronischer Einzelgänger ist, liebkost rund 100 000-mal im Leben die Lippen eines anderen Menschen, sagen uns Paartherapeuten und Philematologen – so heißen die Forscher, die sich mit dem Küssen beschäftigen. „Küssen sie noch oder chatten Sie schon…“ könnte eine Eingangsfrage des Therapeuten bei der ersten Sitzung bei Paaren lauten, die sich fremde Hilfe nehmen, um ihre Beziehung zu retten. Der Kuss ist nämlich ein Indikator für eine gute Liebesbeziehung. Doch nicht nur das. In der menschlichen Kulturentwicklung hat er vielfältige Funktionen übernommen. Als „Bruderkuss“ symbolisiert er die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammengehörigkeit verschiedener Staaten und ist Begrüßungsritual. Als Handkuss ist er ein Zeichen unausgesprochen hoher Wertschätzung des Mannes gegenüber einer Frau und der „Gute-Nacht-Kuss“ zwischen Eltern und Kindern vermittelt letzteren Sicherheit und Schutz für Gegenwart und Zukunft.

Physiologen sehen das ganz nüchtern, Küssen stimuliert die vielen Nerven in unseren Lippen. Wenn sich dann auch noch die Zungen berühren, setzt das jede Menge Hormone frei. Das Gehirn schüttet Dopamin, Endorphine und andere Glückshormone aus. Küsse mit Zunge aktivieren den ganzen Organismus. Das ist gesund für’s Herz!
Gleichzeitig steigt der Pegel an Sexualhormonen. Je leidenschaftlicher der Kuss, desto mehr Oxytocin produziert der Körper. Auf lange Sicht stabilisiert das Bindungshormon die Partnerschaft. Küssen ist auch das beste Mittel gegen Stress. Die Werte des Stresshormons Cortisol sinken dabei ganz von selbst.

Doch wie ist das in der Grippezeit? Rund 80 Millionen Bakterien wechseln bei einem längeren Zungenkuss von Mensch zu Mensch. Das Immunsystem schaltet in den Alarmzustand. Für die Gesundheit ist das zunächst noch nichts schlechtes, es stärkt die Abwehr. Japanische Forscher gehen sogar soweit, dass es gegen Heuschnupfen helfen soll. Doch mit Grippeviren oder Herpes ist das Immunsystem aber auch schon schnell mal überfordert. Dann kann es das Gegenüber oder einen selber schon mal ganz schön erwischen, nicht nur was die Liebe angeht, sondern auch das Leid(en) an einer Infektion.

„Doch wie küsse ich richtig und wohin mit den Händen?“ Das fragen sich nicht nur „Anfänger“ einer Liebesbeziehung. Soll ich die Hände in den Nacken legen, dem Partner in die Haare greifen oder darf ich mich auch einfach an der Hüfte des Gegenübers festhalten ?
Alles geht – bloß nicht die Hände am Körper hängen lassen.
Vielleicht ist der beste Tipp, nicht zu viel darüber nachzudenken, sondern einfach die Augen zu verschließen und sich von seinen Gefühlen leiten und tragen zu lassen.

Bleiben Sie gesund!